Jazzkonzert des „Coco Schumann – Quartetts“


Das Coco Schumann Quartett war bereits mehrmals in unserer Stadt zu Gast, u. a. bei Jazzkonzerten in den Schweriner Stadtwerken, bei der Bundesgartenschau 2009 und beim Jazzfest des Schweriner Konservatoriums 2010.  

Im Rahmen des Schweriner Festivals Verfemter Musik fand nun am 24. September 2010 erneut ein Jazzkonzert des Coco Schumann Quartets im Foyer der Schweriner Stadtwerke statt. 
Das Quartett spielt in der Besetzung Coco Schumann (lead, g), Karl Heinz Böhm (sax,fl, voc), Thomas Koch (b) und Sven Karls (dr).

(Archivbild von der BUGA 2009)
Das großartige Jazzkonzert begann und endete mit Improvisationen um den Titel „Take The A Train“, improvisierenden „Ausflügen“ zu verschiedenen Titeln  des Swing wie „One Note Samba", „Georgia on my Mind", in Randbereiche wie Exotica, Blues, lateinamerikanische Titel und u. a. dem „Stripper Blues". Souverän setzte der Gesang des Saxophonisten Karl Heinz Böhm das Jazzpublikum zusätzlich in Begeisterung.


(Archivbilder von der BUGA 2009)

Coco Schumann ist ein absoluter Virtuose auf seiner Jazzgitarre. Inspiriert durch das Hören von Jazzmusik des Amerikanischen Soldatensenders AFN, ließ er sich nach dem Zweiten Weltkrieg von dem Gitarrenbauer Rossmeisel eine elektrisch verstärkte Schlaggitarre bauen. Er spielte mit Helmut Zacharias, in der Berliner Allstar Band, in der Amiga Band Berlin, im Helmut Zacharias Quartett und mit Helmut Zacharias und dessen Swingtett.

Aus politischen Gründen lebte „Coco“ von 1959 bis 1954 in Australien und spielte dort in Leo Rösners Gypsi Band. 
Der Künstlername „Coco“, so die Literatur über C. Schumann, stammt von einer französischen Freundin aus den Berliner 30er Jahren, die seinen richtigen Vornamen Heinz Jakob zu „Coco“ verkürzte. 
Im Jahre 1990 gründete Coco Schumann das „Coco Schumann Quartett“ in seiner heutigen Zusammensetzung. 

Heinz Jakob „Coco“ Schumann wurde am 14. Mai 1924 in Berlin geboren. Coco Schumann ist der Sohn einer jüdischen Mutter und eines nichtjüdischen Vaters. In den 30er Jahren lernt er die aus Amerika kommende Jazzmusik kennen und wendet sich ihr voll zu, er erlernt Schlagzeug und Konzert - Gitarre. Seine  großen Vorbilder sind u. a. Lester Young und Louis Armstrong.
Trotz getarnten Auftritte, in den Bars und Kellern von Berlin, weil in der NS – Zeit der Jazz  als „Niggermusik“ verboten war, wird er schließlich im März 1943 als halbjüdischer Swingmusiker denunziert, verhaftet und verschleppt in die Lager Theresienstadt, Auschwitz und Dachau. Sein Überleben gelang ihm mit Hilfe der Musik, ob bei den ,Ghettoswinger' in Theresienstadt oder beim Aufspielen von ,La Paloma' in Auschwitz. Coco Schumann schwieg jahrelang über diese Erlebnisse. Heute sieht er eine Verpflichtung gegen das Vergessen mit aufzutreten, so im Interview in der Konzertpause während des Auftritts in den Schweriner Stadtwerken. 

Das Jazzkonzert war außerordentlich eindrucksvoll. Jeder Jazzmusiker des Quartets ist ein Virtuose auf seinem Instrument und demonstriert immer wieder Können und Freude an der klassischen Jazzmusik! Das Publikum dankte immer wieder mit seinem Beifall und „forderte“ Zugaben des Jazz – Quartets!

Übrigens ein sehr lesenswertes Buch ist Coco Schumanns Autobiographie.

Konrad Wille




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