Mein Leben mit dem Jazz

Am 16. November 2011, im Rahmen der 16. Schweriner Literaturtage, stellten im Schleswig-Holstein-Haus Karlheinz und Ulf Drechsel ihr Buch „Mein Leben mit dem Jazz“ vor. 
Der Autor Ulf Drechsel beschreibt in dem Buch das unermüdliche und fördernde Wirken seines Vaters Karlheinz Drechsel für den Jazz in der ehemaligen DDR.


„Was für den Westen Deutschlands Joachim Behrendt als „Jazz - Pabst“ war, ist Karlheinz Drechsel für den Osten: der beim Jazzfan hochgeachtete „Dr. Jazz“ oder beim Rundfunk einfach nur „Jazz – Drechsel“ genannt.“ – so ist im Jazzpodium 6/ 2011, S. 61 von P. Wende formuliert.  
Ja, und dass das absolut zutreffend ist, wird deutlich, wenn Vater und Sohn Drechsel in Gesprächsform, in dem Buch und bei der Vorstellung ihres Buches im Schleswig-Holstein-Haus, das Lebenswerk von Karlheinz Drechsel für den Jazz und in seinen verschiedenen musikalischen Erscheinungsformen darstellen. 


Karlheinz Drechsel hat, beeinflusst durch seinen dem Jazz zugetanen Bruder, bereits in frühester Jugend sich für den Jazz begeistert. Er hat sein Jazz – Hobby zum Beruf und Lebensinhalt gemacht. Ob beim Rundfunk oder im Rahmen der verschiedensten kulturellen Veranstaltungen – Karlheinz Drechsel wirkte stets sachkundig und fördernd zur Popularisierung des Jazz. Sein Anliegen war stets, ungeachtet aller auftauchenden Probleme, den Jazz aus seinem Nischendasein heraus, einer größeren Öffentlichkeit zugänglich und bekannt zu machen.
Wir kennen ihn u. a. als Mitbegründer und Moderator des Dresdener Dixieland - Festivals, als sachkundigen Moderator der verschiedensten Jazzveranstaltungen im Rundfunk und life. Ein besonderer Höhepunkt für ihn war sein Wirken als Moderator Louis Armstrongs 1965, bei dessen Jazzreise durch die ehemalige DDR. 
Viele Details, die Vater und Sohn Drechsel, dem Buchtitel entsprechend, zum Jazz in Deutschland hervorhoben, sind so kaum bekannt. Z. B. war der Jazz im nationalsozialistischen Deutschland, weil entartet, verboten. In der ehemaligen DDR war der Jazz, so Karlheinz Drechsel, niemals verboten. Der staatliche Kulturapparat gestattete die Jazzmusik. Es gab Probleme, wenn die staalichen Vorgaben ausgelassen wurden, es gab keine oder kaum Jazz- Tonträger (Schallplatten) zu kaufen. Aber es gab, u. a. durch das zielstrebige Wirken von Karlheinz Drechsel Jazzveranstaltungen, immer erneut, im ehemali-gen DDR - Rundfunk, auf der Bühne, auch später im DDR - Fernsehen.
Karlheinz Drechsel, so sagte es der Posaunist und englische Bandleader Chris Barber einmal treffend, ist einer „der unbesungenen Helden des europäischen Jazz.“ Ohne das Wirken von Karlheinz Drechsel hätte der Jazz in den heutigen neuen Bundesländern Deutschlands sich weit weniger entwickelt.

Ich selbst fand über das Wirken des Dresdeners „Dr. Jazz“ 1956 zum Traditionellen Jazz. Karlheinz Drechsel wirkte in der „Interessengemeinschaft Jazz“ mit seinen eindrucksvollen und sachkundigen Ton – Vorträgen als unermüdlicher Werber, ja auch als Lehrer, für unser gemeinsames Hobby. Übrigens, zu dieser Zeit war er Drummer bei den Dresdner Elb – Meadow – Ramblers. Ich erlebte ihn und die heute noch bestehende Jazzband auf einem Elbdampfer am Himmelfahrtstag 1956 auf einer Fahrt in die Sächsische Schweiz. Und, ich erlebte ihn wiederholt als gestandenen Moderator bei den Dresdener Dixielandfestivals über Jahre, beim “Internationalen Dixielandfestival“ in Wittenberge 2008 und und …


Die gelungene Buchvorstellung von Vater und Sohn Drechsel machte auf ein interessantes Sachbuch aufmerksam. Die musikalische Umrahmung der Jazzveranstaltung durch den Gitarristen Christian Ahnsehl und den Musikpädagogen, Saxophonisten und Jazzsänger Andreas Pasternack waren, der Thematik entsprechend, „Leckerbissen“.

Konrad Wille

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