In Memoriam Konrad Wille

Konrad am 28.06.2015 auf dem Feuerschiff in Hamburg bei Abbi Hübner 

Der Angler 2 hat sich in den letzten zwei  Jahren   zu einem der beliebtesten kulturellen Treffs der Landeshauptstadt gemausert. So trafen sich am Mittwoch dieser Woche die Freunde des Jazz um eine der legendären Jamsessions mit Musikern um  Joachim Böskens und Carsten Stotco zu erleben. An die 100 Leute trafen sich in der Gaststätte, bewiesen dadurch, dass die Statik des 90 Jahre alten Vereinshauses noch auf ihrer jugendlichen Höhe ist und genossen die Musik und die Atmosphäre der Lokalität am Schweriner See. Joachim Böskens (p), führte dieses Mal nicht die Session an, er fehlte, war wohl im Urlaub.  Sein Part wurde von anderen Musikern besetzt. Carsten Stotco (vox),  Albert Thönnissen (b), Gregory Nemirovsky (t, p), Dirk Hammerich (p), Sven Brandt (tb), KLaus Beckers (sax, cl) waren alte Bekannte auf der Bühne.  Doch auch der Gründer dieses Blogs, Fotograf und Kenner nicht nur der Schweriner Jazzszene, Konrad Wille, nahm nicht daran teil. Er war am selben Tag nach einer kurzen schweren Krankheit im Alter von 80 Jahren verstorben. Jeder, der an den Schweriner und im Umland stattfindenden Jazzvorstellungen teilgenommen hat, wird die hohe, noch sportliche Gestalt mit dem Fotoapparat, die auch oft im Gespräch mit den Interpreten am Bühnenrand oder davor stand, gesehen haben. Ich selber traf ihn noch vor vier Wochen in der Kirche in Kirchstück. Wir unterhielten uns, natürlich über den Jazz, und er empfahl mir ein Buch, natürlich über den Jazz, berichtete mir mit Feuer, wie er in den 50er den Jazz während des Studiums in Dresden für sich entdeckte. Seit diesem Comingout reiste er durch die DDR, den Osten, erlebte die Großen des DDR-Jazz, aber auch Satchmo und andere internationale Größen auf den Bühnen und entwickelte sich zu einem Kenner der Szene. Dann, nach der Wende, öffnete er sich auch die norddeutsche Szene weiter im Westen, nahm an den legendären Veranstaltungen auf dem Hamburger Feuerschiff, dem Jazz Festival in Ascona und anderswo teil. Heinz Sauer, Abbi  Hübner, deutsche und internationale Künstler, er sah und hörte sie alle. 


Als sich die Jazzfreunde in Schwerin fanden, richtete er zusammen mit seinem Sohn diesen Blog ein –  und er konnte Fragen beantworten und beantwortete diese gerne. Das tat er mit Begeisterung und in seiner herzlichen Art. Die Musiker grüßten den Chronisten der Schweriner Jazzszene  und spielten für ihn „On the sunny side oft the street“.  In der Pause vor dem letzten Set spielte Gregory Nemierovsky in Gedenken an Konrad Wille das Stück „Django“ von J. Lewis. 
Das Publikum war an diesem heißen Sommerabend voll bei der Sache. Ein gelungener Abend. Konrad Wille hätte sich gefreut und einen guten Text für den Blog geschrieben. Er wird von nun an nicht mehr schreiben. 
Nicht nur auf Deiner Seite wirst Du fehlen. Wir wünschen Dir, dass Du dort „oben“  „Satchmo“ Armstrong, Ella Fitzgerald, Miles Davis, Charlie Parker, und wie sie alle heißen, treffen kannst! Ich denke, sie werden dort oben so richtig jammen, und Du wirst deine Freude haben.

Lutz Dettmann

PS: Manchmal passieren Dinge so unerwartet, dass einem die Worte fehlen. Lieber Lutz, vielen Dank für diesen herzlichen Beitrag über meinen Vater. Vielen Dank auch an Carsten und Gregory für Eure Special Songs an diesem Abend.

Ullrich Wille

PS: Und hier ein paar Fotos von der Jazzkombüse Nr. 7


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