„Doppelbett:Ost-West-Paare“- Eine Foto-Ausstellung im Schleswig-Holstein-Haus


Es gibt Fotografien, die durch ihre Schlichtheit faszinieren. Auf das Wesentliche reduziert, können sie durch die Kunst des Fotografen viel mehr aussagen, als große Arrangements. Einer dieser Fotokünstler ist der Neubrandenburger Bernd Lasdin.

Gestern (28.01.10) wurde eine Fotoausstellung von ihm im Schleswig-Holstein-Haus eröffnet. Lasdin ist den Schwerinern kein Unbekannter, er hat schon mehrfach seine Bilder zeigen können. „Zeitenwende“, „Jugend made in Germany“, „Die Rückkehr der Familien“, „Jenseits des Wohlstandes. Potrait von Sozialhilfeempfängern“ sind die Namen der Bildbände, in denen der Fotograf seine Portraits von Menschen aus Ost und West, Oben und Unten, Arm und Reich, Schwul und Hetero zeigt. Durch die Kombination von Bild und eigener textlicher Botschaft des Portraitierten, gepaart mit der Kunst des Bildaufbaus zeichnet der Fotograf seit Jahrzehnten ein Bild der deutschen Gesellschaft.

Bernd Lasdins Bilder scheinen auch hier zu gefallen, denn Premierenpublikum war reichlich erschienen.

„Doppelbett: Ost-West-Paare“, so der Name der aktuellen Ausstellung, so auch der Name des Bildbandes, denn die gestrige Ausstellungseröffnung war gleichzeitig Buchpremiere des im Steffen-Verlag erschienen Bandes. Bernd Lasdin, die Autorin Christine Stelzer, Jörn Runge, der Geschäftsführer des Steffen Verlages und etliche bekannte Gesichter aus der Stadt (Der Autor will keine Namen nennen, weil er sicher einige Gesichter übersehen hat.) waren gekommen. Und natürlich genoss der Fotograf das Bad in der Premierenmenge, verständlich, konnte er doch seine Bilder und das Buch gemeinsam präsentieren und sah die große Resonanz durch die zahlreichen Besucher.

Keine Eröffnung oder Premiere ohne Rede von Offiziellen oder Künstlerweggefährten, egal, ob der geehrte und gezeigte Künstler noch unter uns weilt oder schon verblichen ist. So wurde auch gestern gesprochen und gelobt. Lob und Würdigung sind berechtigt, denn Lasdin ist seiner Linie treu geblieben und lässt die abgebildeten Personen durch sie selbst, ihre selbst gewählte Umgebung und ihre handschriftlichen Kommentare sprechen. Die Autorin Christine Stelzer legte den Paaren zehn Fragen vor; die Antworten sind in ihrer Persönlichkeit, Offenheit und Humor ein Lesevergnügen, was man an den Reaktionen der Betrachter deutlich erkennen konnte. Paare aus Ost und West, in der Mehrzahl Westmänner und Ostfrauen, stellen sich und ihre Familie vor. Sie stehen vor Bücherschränken oder sitzen auf Sofas, in Sesseln, vor Bildern, und der Betrachter darf spekulieren, in welcher Beziehung Mann und Frau und Gegenstand zueinander sind. Ist der riesige Plasmabildschirm der Lieblingsgegenstand des Paares, wird auch in dem alten Konversationslexikon, das hinter geschliffenen Scheiben zu sehen ist, auch nachgeschlagen oder dient es nur als passendes Ambiente zur abgebildeten Familie? Und schon ist der Betrachter im Bild gefangen und fängt an nachzudenken. Schnell ist man drin in diesem Abschnitt deutscher Geschichte, von Teilung, Annäherung, Gegensätzen, Gemeinsamkeiten – und Liebe. Nachdenken, diskutieren, vielleicht auch einmal in Frage stellen und sich selber Fragen stellen, auch diese sind sicher Anliegen des Fotografen, die er beim Betrachter erreicht.

„Doppelbett:Ost-West-Paare“ – Der Ausstellung im Schleswig-Holstein-Haus Schwerin sind viele Besucher zu wünschen.

Das gleichnamige Buch erschien im Steffen-Verlag Friedland hat 256 Seiten, die ISBN ist 978-3-940101-68-6.

Die Ausstellung ist täglich von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet und geht bis zum 7.März.

Lutz Dettmann


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